Sonntag, 23. Oktober 2011

Gadaffi und die Medien

Gestern auf einer längeren Autofahrt in Deutschland habe ich im Radio auf Bayer 3 eine Art Diskussion und Fragestunde gehört, welche sich mit dem Thema rund um die Veröffentlichung von den Bildern und Videos (Nicht appetitlich!!!) des toten Gaddafis beschäftigte. 
Die Hörer wurden angehalten sich per Mail oder per Anruf dazu zu äussern. Und einer dieser Hörer hat etwas sehr wahres gesag, nämlich:

Das es nicht nur bei den Zeitungen liegt, was sie veröffentlichen sondern das es durchaus der Leser ist, der mitbestimmt was ihn interessiert. Und um bei den Bildern des toten Diktators zu bleiben, meinte er, dass es genau die gleichen Leute seien die diese Art von Berichterstattung gut fänden ( also viele Bilder, wenig Text, wenn ja bitte reisserisch), wie die die auf der Autobahn anfingen zu gaffen wenn ein Unfall passiert ist.

Und man dadurch nicht einer Zeitung oder einem bestimmten Chefredakteur einen grundlegenden Voyeurismus, oder eine "Geilheit" auf blutverschmierte Leichen andichten muss, was bei manch anderem Meinungsäusserer der Fall war, sondern sich selbst mal hinterfragen sollte - was will ich sehen, oder was eben vielleicht auch nicht an jeder Bushaltestelle?

Denn ein weiterer Punkt ist, dass es für die Libyer in aller Welt, aber auch in Libyen selbst wichtig ist diese Bilder zu sehen - ist unbestritten. Aber wieso muss ich mich damit konfroniert sehen, wenn ich am morgen meine Emails checke und links und rechts, und am besten noch in der Zeile mit dem "Aktualisieren"-Knopf darüber überall Links sind die mich einladen mir diese Bilderstrecken und Artikel genauer anzusehen ... ist ja schliesslich die Nachricht des Tages, gut bebildert ^^.
Und genau das ist es - will ich dass, wenn ja muss ich damit umgehen, dass egal wer, kleine Kinder, Leute die ungern Blut sehen, die vielleicht gar keine Nachrichten (mehr) sehen wollen etc ... alle werden sie zwangsgebildet und zwangsbenachrichtigt. Und das ist Fragwürdig ...

Sonntag, 16. Oktober 2011

Die Veränderung der Märkte

Die Wirtschaftskrise und ihre Wirkung auf unser aller Leben bedrückt die Gemüter in (fast) aller Welt. Finanzexperten sprechen von einer nicht mehr zu negierenden Talfahrt der Weltwirtschaft, deren Ende nicht unbedingt absehbar ist. Und in diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach dem System, in welchem oder mit welchem wir leben. Ist es das System was uns diese Depression beschert, oder sind es die Akteure des Systems?

Wenn wir bei der Annahme bleiben, dass es die Akteure sind, wäre die einfachste Lösung, einfach alle jetzt beteiligten Personen per sofort freizustellen und die Positionen neu zu besetzten. Doch dies ist ja bereits teilweise geschehen, und die Reaktionen dieser Massnahme waren minimal bis kaum spürbar für den Endverbraucher, als auch für die Märkte. Denn die Aktienkurse sind weiterhin am abserbeln und immer mehr Banken und Firmen entlassen ihr Personal aufgrund der schwierigen und unsicheren Lage.

Ergo „muss“ es das System an sich sein, und die Variablen, die man vor über hundert Jahren angenommen hat. Die Vorstellung eines Marktes – eine Masse von hilflosen und leichtmanipulierbaren Konsumenten – ist schlicht überholt. Denn die Konsumenten, also der Teil des Systems der es am Leben erhält, haben begriffen, dass sie selbst ein Druckmittel zur Marktregulierung haben : ihre Meinung!

Das bedeutet für heutige Unternehmen, dass nicht eine firmeninterne Strategie gefahren werden kann, ohne die Konsumenten und ihre öffentliche Meinung auf der Rechnung zu haben. Der Erfolg hängt fundamental von der Kundenzufriedenheit ab und den Beurteilungen die eine Firma bekommt zusammen.

Früher schien dies möglich zu sein - das die Konsumenten zwar zaghafte Andeutungen machten, wenn etwas missfiel. Aber es gab keine Lobby für Konsumenten , keine Möglichkeit seinem Ärger persönlich Luft zu machen UND zu wissen, dass man wahrgenommen wird. Dies hat sich mit der Omnipräsenz und Nutzung des Internets dramatisch gewandelt.  So gibt es mittlerweile eine Menge von Foren, auf denen man sich themenspezifisch austauschen kann über Makel und bekannte Probleme usw.

Ein schönes Beispiel für diese Konsequenzen stellt die Firma Kryptonite dar welche hochwertige Bügelschlösser für Motorräder herstellt. Es wurde durch ein von einem Kunden ins Netz gestellte Video gezeigt, dass sich genau diese Schlösser mit einem einfachen Kugelschreiber knacken lassen.
Ein irreparabler Imageschaden und ein Verlustgeschäft waren die Folge, denn die gesamte Bikerszene wusste wegen der verspäteten Reaktion der Firma von dem Makel der Schlösser.

Eine weitere Entwicklung aus der reinen Informationsweitergabe und dem Meinungsaustausch heraus ist die Formung von Interessengruppen gegenüber Großkonzernen, welche dadurch mit tausenden von Klägern rechnen müssen, wenn ihre Produkte nicht entsprechen oder fehlerhaft sind. 
Und durch die Masse der Konsumenten, ist der Wissenstand der Konsumenten (durch Internet und persönlichen Austausch angereichert) fast gleich mit dem der Produzenten – man muss sich auf Augenhöhe rechtfertigen, man kann nicht mehr „abspeisen“. Es findet also eine Kundenannäherung statt, nicht unbedingt aus dem eigenen Wunsch heraus, aber aus der Notwendigkeit herauszufinden was den Konsumenten stört und was dieser schon selbst bemerkt hat ... denn schliesslich sind es wir, die Konsumenten, die Fehler und Konsequenzen zu tragen haben! 

Eine sehr aktuelle Entwicklung aus dieser Annäherung ist SafterProducts, auf dieser Seite wird der Konsument angehalten Produkte welche fehlerhaft oder ungenügend sind, zu melden, sodass eine Datenbank entstehen kann und um die Seite zu zitieren "Then others will know.".


Samstag, 1. Oktober 2011

Vom Elend der Nutzerkommentare

Hier entsteht ein Blog zum Thema „Die neue Macht der Konsumenten“ im Fach Informationsgesellschaft, -ethik und –politik der HTW Chur, in welchem ich mich mit den verschiedenen Facetten des Themas beschäftigen möchte.
Da es zu diesem Thema schon sehr dezidierte Meinungen gibt, wird es sicher spannend sein zu sehen, wo man mit der eigenen Meinung zum Thema, respektive zu gewissen Streitfragen, steht.


Doch zuerst eine Definition, was ein Konsument eigentlich ist – und in wieweit dieser Macht gegenüber Dritten, meist Firmen, hat.

Kon­su­ment, der
  1. (Wirtschaft) jemand, der etwas konsumiert
  2. (Biologie) (in der Nahrungskette) Lebewesen, das organische Nahrung verbraucht 
  3.  
(Duden online, 2011)

    Das heisst er kauft und gebraucht Artikel, die ihm Firmen, Einzelhändler und oder Private verkaufen. Doch die Macht von der wir hier sprechen, oder so wie ich sie im Moment noch verstehe, ist nicht direkte, vom Produkt durch Nutzung ausgehende Macht, sondern eine die viel weiter reicht. Es werden beispielsweise durch Netzkommentare von Konsumenten, ganze Grundsatzdiskussionen über ein einzelnes Produkt einer einzelnen Unternehmung losgetreten. Und was diese Diskussionen und Debatten schlussendlich für die betroffene Unternehmung bedeuten, liegt allein in den Händen der Konsumenten als riiiiesige Gruppe von Meinungsträgern.


    So schreibt Leo Lagercrantz, als Gastkommentar für die Süddeutsche Zeitung, von seinen Erfahrung als Chefredakteur einer grossen schwedischen Online-Zeitung. Er beschreibt wie unterschiedlich die Kommentare von Lesern (=Konsumenten einer Zeitung) sein können. Insbesondere beschreibt er das Phänomen des „Trolling“ . Und genau da liegt der Punkt der den Schreiber nervt, die Macht die diese Nutzer haben, über ihn und seine Seite – er will diese Kommentare nicht auf seiner Seite, da diese die Seite in ein, von ihm erachtet, unangebrachtes Licht stellen. Doch was soll der Schreiber nun tun? – verbannen in diesem Sinne kann man solche User nicht, da sie sich die schier unendlichen Struktur und Vernetzung des Internets zu nutze machen. Man kann sich lediglich mit ihnen auseinandersetzen und versuchen entweder dagegen zu halten oder sie komplett zu ignorieren.

    Dies ist nur eine der Facetten die, die der Macht der Konsumenten aufzeigt ... und darüber könnte man nun viele Seiten schreiben, aber nicht mehr in diesem Post J.