Dienstag, 13. Dezember 2011

Grüner (Öko-) Lifestyle

 Man steht im Supermarkt. In der Gemüse- und Früchteabteilung und fragt sich woher die Bananen kommen. Und ob sie wohl genau die richtige Konsistenz und Reife haben... und dann fängt irgendwo im Hinterkopf das Hirn an Fakten auszubuddeln, Fakten die wir in Dokumentationen gesehen, oder einfach nur gehört haben. Und plötzlich beschleicht einen das Gefühl nicht ganz ehrlich mit sich selbst zu sein. 

Jeder will ein guter Konsument sein, man will mehr mit dem Fahrrad fahren, will Strom sparen, nicht nur dem Geldbeutel zu liebe, man will sich vergewissern das das Kalb was wir essen auch ein schönes Leben hatte, dass das Gemüse am besten aus dem eigenen Garten stammen sollte - oder sonst vom regionalen Bauern. Alles gute Vorsätze! Doch warum wollen wir das? Ist die Billiglinie des Diskounters nicht genauso gut? Und macht es gar nicht soviel aus, wenn es kalt ist, dass ich schnell mit dem Auto die Pizza holen gehe?
Es macht uns was aus - weil wir gerne die Gewissheit haben, das richtige zu tun, zu den Guten zu gehören - wie GEO schreibt : Teil einer Mission zu sein, die sich auf klare Fakten stützt, auf Zahlen, an denen jeder Zweifel abprallt. Man weiss, dass der nächste Kauf dem grünen und ökologischen Handel zu mehr Aufschwund verhelfen wird.

Es kommt also nicht darauf an, aus welchen Beweggründen wir so handeln - wichtig ist nur das wir handeln! Natürlich hat diese Bewegung den ein wenig den faden Beigeschmack der Wohlstandsverwahrlosung - wenn wir nichts anderes mehr zu bemängeln haben, dann richten wir unser Augenmerk auf unsere Umwelt, also auch die Nahrung und fangen an zu reflektieren. 

 Aber genau deswegen wir er hierzulande auch gern politischer, ethischer, oder moralischer, grüner Konsum genannt. Oder eben strategischer Konsum. Doch bei all diesen Bezeichnungen läuft es immer auf das gleiche hinaus : das Ziel den Planeten mit den zukünftigen Einkäufen nicht noch mehr zu Fall bringen als wir nicht schon getan haben. Wir wollen den Planeten schützen, versuchen ihm zu helfen - mit kleinen Dingen. 

So spricht Tanja Busse, Autorin der Einkaufsrevolution,  davon dass, bereit ein Drittel der Bevölkerung "Anhänger eines gesunden und nachhaltigen Lebensstils" sind, genannt Lohas (von Lohas - Lifestyle of Health and Sustainability stammend). Es ist also ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Bevölkerung der zwar dem Konsum nicht abschwören, ihn aber verändern will - Busse spricht von der Begrünung der Köpfe.

Und genau hier entsteht der Spagat den es zu bewältigen gilt : die Wirtschaft ankurbeln, aber so dass Erde und ihre Bevölkerung einer besseren Zukunft entgegenblicken. 

Zu diesem Fähnchen was wir vor uns hertragen, egal ob wir unsere eigenen Prinzipien immer verfolgen, gesellt sich das Phänomen der Lovos. Es sollen die Nachfolger der Lohas sein. Lovos steht für Lifestyle of Voluntary Simplicity, freiwilliger Einfachheit. Oder einfach formuliert - einer Art von Kosumverweigerung. Einer freiwilligen und ökologischen Verweigerung, im Sinne von secondhand Kleidung oder Kleidung solange tragen bis das neue "benötigt" wird. Und genau das ist es, was unmöglich ist - einerseits die Wirtschaft mit ihrer montären Macht ankurbeln und andererseits in eine Einfachheit verfallen die jeglichen unnötigen Konsum verbietet, ja fast verunmöglicht.

Um den ökologischen, politisch und ethisch unbedenklichen Lifestyle und Konsum so leben zu können wie wir es uns vorstellen, bedarf es noch vieler Kompromisse von allen Seiten - was aber kein Grund ist, nicht schon heute mal hie und da ein schlechtes Gewissen zu entwickeln wenn wir mitten im Dezember eine perfekt gereifte Banane essen :).

Buchtipp : Die Einkaufsrevolution: Konsumenten entdecken ihre Macht (Tanja Busse)


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